10 Vorschläge für eine neue Politik

Es gibt heute in der Schweiz keine politische Partei, die sich für alle Ideen einsetzt, die ich wichtig finde. Darum habe ich mich – angespornt von der weltweiten «Occupy»-Bewegung – dazu entschlossen, einige meiner Ideen einfach einmal aufzuschreiben. Für mich selbst und für allfällige andere Interessierte. Zehn Vorschläge müssten für den Anfang reichen.

  1. Der Boden gehört dem Staat
    • Gemeinden sollten Bauland nie verkaufen, sondern nur im Baurecht abgeben dürfen.
    • Der Boden wird so der Spekulation entzogen.
    • Steigt der Wert eines Grundstücks, dann ist das in der Regel nicht das Verdienst des privaten Grundeigentümers, sondern z.B. auf Lage, Infrastruktur und Verkehrserschliessung der Gemeinde zurückzuführen. Somit sollte auch die Gemeinde von Wertsteigerungen profitieren und nicht Einzelne.
  2. Weniger Steuerwettbewerb
    • Der Steuerwettbewerb zwischen Kantonen und Gemeinden ist zu beschränken – es darf nicht sein, dass sich die öffentliche Hand selbst konkurrenziert oder dass sich Gemeinden gegenseitig in den Ruin treiben.
    • Es ist eine ungesunde und ungerechte Entwicklung, wenn sich reiche Bevölkerungsteile an wenigen Standorten konzentrieren und diese dadurch die Steuern immer weiter senken können.
    • Mit tiefen Steuern sind oft hohe Immobilienpreise verbunden, was zu neuen Ungerechtigkeiten führt. Weniger Begüterte profitieren von tiefen Steuern wenig, sind aber von hohen Immobilienpreisen betroffen und müssen abwandern.
    • Statt die Ungerechtigkeit durch einen komplizierten Finanzausgleich wieder zu glätten, sollte man das Problem an der Wurzel packen.
  3. Nationale Erbschaftssteuer
    • Für geerbtes Vermögen haben die Erben kaum etwas geleistet. Es muss darum begrenzt sein, wie viel man erben/unbesteuert vererben darf (z.B. 250’000 Fr. pro direkten Nachkommen).
    • Ausnahmen, z.B. für Familienfirmen, müssen möglich sein.
  4. Ähnlicher Lohn für alle
    • Die Lohnschere darf sich nicht weiter öffnen. Ein Mitarbeiter kann nicht 50 Mal mehr wert sein als ein anderer, nur weil er Manager ist.
    • Die Idee des Grundeinkommens ist ernsthaft zu prüfen.
    • Lohndumping und Scheinselbständigkeit sind entschieden zu bekämpfen, Mindestlöhne sollten ein würdiges Leben ermöglichen.
  5. Umwelt-Steuer für Autos und Motorräder
    • Motorfahrzeuge sind beim Kauf entsprechend der zu erwartenden Umweltbelastung während ihrer Lebenszeit mit einer Steuer zu belegen.
    • So würde ein Geländewagen für Übergewicht (2,3 statt 1,3 Tonnen) und Benzin-Mehrverbrauch (10  statt 6 l/100 km) auf 150’000 km z.B. mit 25’000 Fr. Umweltabgabe von 45’000 auf 70’000 Fr. verteuert.
    • In Dänemark gibt es eine noch viel happigere Registrierungsabgabe von über 100% auf Autos. Geschäfts-/Nutzfahrzeuge sind davon ausgenommen, auf zwei Sitzplätze limitiert und durch spezielle Nummernschilder gekennzeichnet. Es geht also.
  6. Förderung von Alternativenergien
    • Beschränkungen bei Förderbeiträgen sind aufzuheben. Alle, die in Alternativenergien investieren, sollen sofort nach gleichem Massstab profitieren, unabhängig davon, wie viele andere sich schon vorher angemeldet haben. (So werden Investitionen verzögert, weil Investoren auf günstigere Zeiten warten.)
    • Wenn die Nationalbank unbeschränkt Euro kaufen kann, um den Kurs zu stützen, dann kann die Schweiz auch unbeschränkt in umweltfreundliche Energie investieren.
  7. Bankenregulierung und Strafen für Steuerhinterzieher
    • Das Bankenwesen ist so zu regulieren, dass es nicht länger Gewinne privatisieren und Verluste verstaatlichen kann. Wenn siche eine Bank mit hochrentablen, hochrisikoreichen Anlagen verspekuliert, soll sie bankrott gehen.
    • Die Schweiz darf Steuerhinterzieher und Steuerbetrüger nicht schützen – andere Rechtsstaaten sollen erfahren, wer sie betrügt oder betrogen hat, so dass diese Leute bestraft werden können. Wer einem Land Steuergelder vorenthält, betrügt nicht das Land, sondern alle ehrlichen Steuerzahler.
  8. Bürokratie-Abbau
    • Generell sind immer einfache, verständliche und unkompliziert umsetzbare Lösungen anzustreben. Beispiele:
    • Steuern direkt vom Lohn abziehen.
    • Abzugsmöglichkeiten bei Steuern abschaffen und durch andere Entlastungen ersetzen.
    • Fiktive Einkommen (Eigenmietwert) und entsprechende Abzüge (Hypozisen, Unterhalt), die sich aufheben, sind abzuschaffen.
  9. Bildungsoffensive Finanzen und Gesundheit
    • Gegen steigende Verschuldung und steigende Gesundheitskosten sind Bildungsmassnahmen vorzusehen, die schon in der Schule den Umgang mit Geld und mit Krankheiten lehren.
    • Für Erwachsene sind entsprechende freiwillige Kurse anzubieten.
  10. Nationales Bildungswesen
    • Das schweizerische Schulwesen ist so zu vereinheitlichen, dass sowohl Lehrer wie auch Schüler jederzeit problemlos den Wohnsitz oder die Arbeitsstelle wechseln können, zumindest innerhalb der Sprachregion.

Dies alles sind Ideen, die ich schon länger mit mir herumtrage. Immer wieder finde ich aktuelle Zeichen, welche mich daran erinnern und mich darin bestätigen. Leider fehlte auch heute die Zeit, aktuelle Fakten zu den Themen zusammenzutragen – wobei mir auch dies vereinzelte Vorwürfe von selektiver Wahrnehmung sicher nicht erspart hätte.

Nun ist mir aber noch ein Zusatzpunkt eingefallen:

  1. Stimm- und Wahlrecht für Ausländer auf Gemeindeebene
    • Nach 5 Jahren Wohnsitz in der gleichen Gemeinde sollten Ausländerinnen und Ausländer das Stimm- und Wahlrecht in Gemeindeangelegenheiten erhalten, sofern sie in der Lage sind, die in der Region übliche Sprache zu verstehen und zu sprechen, zu lesen und zu schreiben.

Diskussion, Fakten und ausführlichere Erläuterung

Um die Punkte einzeln erläutern und diskutieren zu können, habe ich vorgesehen, zu jedem Punkt einen eigenen Artikel anzulegen. Na, Interesse an einer Diskussion?

Und: Falls jemand eine Partei kennt, die diese Ideen konkret umsetzen will, bitte melden, ich würde einen Beitritt in Erwägung ziehen.

Brauchen wir alle zwei Jahre ein neues Handy?

iPhones der ersten und der vierten Generation

Es läuft und läuft und läuft, das alte iPhone (links) mit iOS 2.

Viele warten schon auf das  iPhone 5 – das gibt zu denken. Der Journalist und Buchautor David Pogue appelliert ans Umweltgewissen: Unser Verbrauch von elektronischen Gerätchen, die innert kürzester Zeit veralten und auf dem Müll landen, ist alles andere als nachhaltig – für viele von uns gilt seine Feststellung: «The iPhone, iPod or iPad you buy today will be obsolete within a year. Every pocket camera model on sale today will no longer be sold six months from now. And Android phones? They seem to come out every Friday afternoon.»* Schön zugespitzt.

Technophile Geeks und andere Early Adopter geben ihre Gadgets nach einem Jahr und zahllosen Konfigurations-, Update- und Testorgien an die Freundin oder den Sohn weiter und nach einem weiteren Jahr sind die Gerätchen entweder kaputt oder so «veraltet», dass sie höchstens noch als Reservegerät oder als Spielzeug für das Göttikind nützlich sind. Natürlich ist den Herstellern von Unterhaltungselektronik dieses Konsumverhalten ganz recht und sie fördern es durch immer leistungshungrigere Software-Updates, so dass ehemalige Top-Geräte nach zwei Jahren nur noch in gefühlter Zeitlupe laufen.

Update-Verweigerung als Ausweg?

Aus persönlicher Erfahrung kann ich empfehlen, eine zumindest Update-kritische Haltung an den Tag zu legen. Damit lassen sich nicht nur kurzfristige Probleme vermeiden, die gelegentlich in Softwareaktualisierungen versteckt sind und vom Hersteller kurze Zeit später wieder behoben werden, sondern es lässt sich auch das Geräteleben verlängern. Mein aus den USA importiertes iPhone der ersten Generation ist seit der Betriebssystem-Version 2 nie mehr aktualisiert worden, obwohl Apple mittlerweile bei Version 4.3 angelangt ist. Es kann darum leider weder Text kopieren und einfügen noch versucht es sich in Multitasking. Aber dafür macht es jene Dinge flüssig und zuverlässig, die es kann: Musik, Podcasts und Filmchen abspielen, Telefonieren, SMS-Nachrichten versenden, Surfen, Adressbuch und Agenda abgleichen und sogar wecken. Gelegentliche Neustarts wie beim iPhone 4 braucht es eigentlich nie – zum Glück, denn der entsprechende Knopf funktioniert nur noch unter Gewaltanwendung.

Was tun mit 60 Franken pro Trimester?

Klar, auf viele nette neue Funktionen und auf aktuelle Apps muss man so verzichten, aber es lohnt sich: man hat quasi gratis ein Gerät, das im Alltag bestens funktioniert und dazu noch 20 Franken Rabatt auf das Monatsabo von der Telefongesellschaft, weil man auf ein neues Handy verzichtet. In zwei Jahren sind das 480 gesparte Franken – dafür kann man zum Beispiel alle 3 Monate ein schönes neues Brettspiel kaufen. Ob das dann besser ist für die Umwelt? Gute Frage, aber es muss ja nicht aus Plastik und auch nicht batteriebetrieben sein. Noch besser für die Umwelt: Man spendet das gesparte Geld, zum Beispiel an den WWF.

Spannendes Brettspiel: Carcassonne

Das Brettspiel Carcassonne begeistert die ganze Familie.

*Zitat aus dem Artikel «Getting Over Our Two-Year Gadget Itch», Tages-Anzeiger, Beilage The New York Times «A Sustainable Life», Page 1, 10.1. 2011 – auch online unter http://www.nytimes.com/2011/01/02/weekinreview/02pogue.html

Das BusinessSchwein stellt die Social-Media-Falle

Durch mein Haupt-Twitterkonto bin ich auf eine ziemlich ausgefeilte Methode aufmerksam geworden, wie man Leute nicht nur auf sich aufmerksam macht, sondern möglichst viele auch noch auf  die eigene Homepage lockt. Derjenige, der diese Social-Media-Falle gestellt hat, fand damit innert zwei Monaten über 1650 Follower, während er selbst knapp 1900 Twitterern folgt. Das scheint mir eine beachtliche Quote zu sein (87%), auch wenn es unseriöse Twitterer mit höherem Prozentwert bei noch mehr Followern gibt – die werden wohl ab und zu ausmisten.

Wichtiger Hinweis: Anlass zu diesem Artikel gab der Twitter-Benutzer @BusinessSchwein, den ich auf Anhieb für einen gewöhnlichen Twitter-Spammer hielt, der mich via seine Homepage zu dubiosen Angeboten führt – womöglich sogar eine fiktive Person. Dieser Artikel dokumentiert, wie sein Auftreten und indirekt das seiner Geschäftspartner auf mich gewirkt hat. Zu meiner Überraschung hat sich das BusinessSchwein alias Friedrich Pfafenrot zu Wort gemeldet und war selbst nach der Publikation dieses nicht gerade freundlichen Artikels zur Diskussion bereit; beachte darum unbedingt auch die kontroversen Kommentare, damit du dir selbst ein Urteil bilden kannst! [Update 8.3.2011]

Wie man die Zahl seiner Follower erhöhen kann

Hier nun also die Bauanleitung für die Falle, mit der man Twitter-User fängt:

Das BusinessSchwein spricht mit mir.

Das BusinessSchwein spricht mit mir.

  1. Suche ein möglichst abstossendes Bild, z.B. auf Fotolia und verwende es für das Twitter-Konto.
  2. Wähle dazu einen provokativen Benutzernamen, z.B. BusinessSchwein.
  3. Statt Vorname und Name gib Wörter ein, die zusammen mit dem Benutzernamen einen – wiederum möglichst unkonventionellen – Sinn ergeben, z.B. «Extrem hässliches [vollständiger Name] BusinessSchwein [Benutzername]».
  4. Im Twitter-Profil erfasse eine Biographie, die nach harmlosem Neuling klingt, der sich für ein aktuelles und doch breites Thema wie «Social Media Marketing» interessiert und dabei die Ambition hegt, zum Experten zu werden.
  5. Integriere eine Handlungsaufforderung in die Biographie: Werde Follower und begleite mich! Damit ist die Bio fertig und klingt etwa so: «Extrem hässliches Schwein steigt ins Social Media Marketing ein, hat aber null Ahnung davon! Sei sein Follower u begleite ihn auf dem Weg zum Social Media Guru!»
  6. Erfasse einen ersten Tweet, der deine Ambitionen belegt.
  7. Folge wahllos allen Twitterern, die du finden kannst, z.B. via Twittersuche.
  8. Wenn du genügend Follower hast, bist du bereit für weitere Tweets: einen mit Link auf die Beta-Version deiner Homepage und einen mit dem Versprechen «Geld verdienen», mit einem Werbelink, an dem du selbst verdienst.
  9. Weitere Affiliate-Links, bei denen du Provision kriegst, kannst du auf deiner Homepage anbringen, dann sieht dein Twitter-Konto nicht so nach Spam aus.
  10. Fertig* – Das ganze geht natürlich schneller, wenn man sich bereits früher ein entsprechend auffälliges Pseudonym zugelegt hat, z.B. als Verkäufer auf einem Online-Marktplatz, als Autor eines E-Books oder als Mitglied in einem Forum. Dann braucht man dieses nur noch sinngemäss zu adaptieren.

Die Twitter-Falle funktioniert nach dem guten alten AIDA-Prinzip

Die Twitter-Nutzer, denen man neu folgt, erhalten eine Nachricht im Sinne von «Extrem hässliches BusinessSchwein folgt dir auf Twitter», daneben das abstossende Bild in Kleinstversion – wer wird da nicht neugierig und schaut nach, wie hässlich die Sau nun wirklich ist? In der Biographie erblickt man dann ein Thema, das interessant ist – weil es beim derzeitigen Hype fast jeden interessieren muss – und darf die Hoffnung hegen, später einmal von diesem Kontakt zu einem zukünftigen Experten zu profitieren. Unbedarfte User folgen dann der Aufforderung und werden Follower. Und weil der Name nicht verraten wird, schauen Neugierige gleich noch kurz auf der Homepage, ob der Name dort steht, schliesslich interessieren sich Menschen immer für Menschen. Das Funktionsprinzip ist jedem Werber bekannt: AIDA – Attention, Interest, Desire, Action.

Warum Falle und nicht Marketing-Trick?

Nun wäre diese Masche ja so übel nicht, wären da nicht die erwähnten Affiliate-Links des Schweins: Sie führen allesamt zu Seiten, die einzig dem Zweck der Bauernfängerei dienen, indem sie Unmögliches versprechen und die geistig Armen, die den Mist glauben, abzocken wollen. Wer z.B. bei ilead24.com voll «profitieren» will, zahlt erst einmal knapp 2500 Euro ein. Und ist dann Teilnehmer an einem möglicherweise illegalen Schneeball-System, in dem mit den Adressen der Teilnehmenden gehandelt wird.

*Hinweis zur Bauanleitung: Dies ist kein Praxisbericht, sondern eine indizienbasierte Rekonstruktion. Die Beispieltexte stammen vom Fallensteller BusinessSchwein, den es wirklich gibt. Nun bin ich aber nicht sicher, welcher Art das BusinessSchwein zuzurechnen ist:

Armes Schwein? Dies legt die noch nicht ganz fertige Homepage nahe: gehörlos, Augenklappe, aus der Not selbständig geworden.

Nicht reiches Schwein? Neben der Biographie spricht dafür das E-Book, das noch keine einzige Bewertung hat, derzeit verschenkt wird, und somit wohl kaum je in nennenswerten Stückzahlen verkauft wurde. Ein Indiz gegen Reichtum ist auch der angegebene Jahresumsatz während der Selbständigkeit mit aufgemöbelten Laptops und Spielkonsolen auf E-Bay von 120’000 (oder doch nur 120’00 ?) Euro – da blieb bestimmt nicht viel hängen.

Dummes Schwein? Vielleicht selber an die vollmundigen Versprechungen geglaubt, in den Multi-Level-Sumpf geraten, Geld verloren?

Wir haben uns auf Twitter unterhalten und @BusinessSchwein hat mir angeboten, Fragen hier zu diskutieren. Aaaaalso :

  1. Wollen wir uns wirklich siezen? Ich duze sonst jeden hier.
  2. Kein schlechtes Gewissen, die Leute so zu „linken“?
  3. Welches Schweinerl wären’s denn gern?
  4. Was hat ausser 1650 Followern bis jetzt herausgeschaut?
  5. Wie viele Fehler gibt es in meiner Bauanleitung?