Korrekte Abfahrtszeit: 17.55 Uhr. Falsch: 17.54 (Treppenseite).
Bahnhof Wankdorf. Knapp vor Zug-Abfahrt treffe ich auf Gleis 3 ein. Der SBB-App zufolge und gemäss dem aushängenden Papierfahrplan müsste die S3 nach Bern um 17.55 Uhr abfahren. Die Anzeigetafel auf dem Perron zeigt als Abfahrtszeit jedoch 17.54 an. Ein Erfassungsfehler? Das kann ich mir schlecht vorstellen. Eine präzisierende Angabe? Nein, früher als nach Fahrplan verkehren öffentliche Verkehrsmittel in der Schweiz grundsätzlich nur, wenn ich superknapp dran bin und im Laufschritt daherkomme – dann aber ohne Ankündigung. Verspätungen hingegen werden auf der Anzeigetafel in einem separaten Feld in gelber Schrift angegeben. Ein individueller Fehler der Anzeigetafel? Das lässt sich prüfen, denn wie viele Dinge im Leben hat auch diese analoge Anzeige zwei Seiten. Und tatsächlich, auf der anderen Seite ist alles fahrplankonform – ein Ziffernklemmer also.
Das wäre mit einer Digitalanzeige, wie es sie in Zürich für die S-Bahn gibt, nicht passiert. Ansonsten faszinieren mich die analogen Perron-Anzeigen der Schweizerischen Bundesbahnen immer noch: die gut lesbaren Zeichen, in Weiss auf blauem Grund, übertreffen die Darstellungsqualität der neuen Digitalgeneration in meinen Augen deutlich. Perfekte Kurven statt pixeliger Kanten, da stechen halt auch Fehler schneller ins Auge. Das ist genau wie bei Publikationen: Die Darstellungsqualität auf Papier ist noch immer besser als auf dem schärfsten Bildschirm und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Darum verzeihe ich auch der Perronanzeige den Fehler, schliesslich ist das Backupsystem gleich auf der Rückseite. Und in meiner Hosentasche. Und auf dem Plakat.
Pixeltreppen statt scharfe Kanten – dafür garantiert ohne Ziffernklemmer.
Schneller als die SBB-App glaubt
Übrigens: Diese S3 fährt im Bahnhof Bern um 18.00 Uhr auf Gleis 1 ein, auf dem gleichen Perron gegenüber steht dann der Intercity nach Zürich, Abfahrt 18.02 Uhr – einen kürzeren Weg und einen besseren Anschluss gibt es nicht. Die SBB-App ist aber (noch) zu doof, um diese Super-Verbindung zu finden, sie rechnet mit einer minimalen Umsteigezeit von über 2 Minuten für Bern und berücksichtigt nicht, dass die Züge am gleichen Perron halten. Ich schätze die SBB-App sehr, aber in diesem Punkt müsste man noch optimieren. Vielleicht könnte man gleich noch eine Einstellmöglichkeit für die eigene Geschwindigkeit einbauen (ich laufe/gehe/hinke/flaniere durch den Bahnhof). Damit wäre die SBB-App noch eine Klasse besser.
Die SBB-App verschwendet Lebenszeit
Beim Nachdenken über fehlende Minuten komme ich nochmals ins Grübeln. Als Pendler spare ich mit der neu endeckten Verbindung 12 Minuten, bei geschätzen 60 Bern-Reisen pro Jahr macht das 12 Stunden, bei der durchschnittlichen Mitarbeitertreue meines Arbeitgebers in 10 Jahren 6 Tage und Nächte. Mit der Zeit, die mich die App bis zur Pensionierung gekostet hätte, kann ich nun drei Wochen in die Ferien. – Hallo SBB, macht bitte vorwärts mit dem App-Tuning!