Lager leer? – iTunes-Vorbestellung derzeit nicht verfügbar

Die Enttäuschung ist gross: Als alter Züri-West-Fan habe ich das neue Album «Göteborg» ungehört per Vorreservation bestellt. Veröffentlichungsdatum war der 23.3.2012, an dem Tag kam eine E-Mail mit Download-Link von Apple – doch drei Tage später funktioniert der nicht. Mit einem lapidaren «vorübergehend nicht verfügbar» werden wir auf «später» vertröstet.

E-Mail, iTunes-Dialoge, Liste Vorreservationen

Widersprüchliche Infos von Apple: E-Mail, Konto und Login-Mitteilung signalisieren Verfügbarkeit, doch das Herunterladen klappt nicht.

Vorreservieren, um länger zu warten?

Im iTunes-Store ist das Album käuflich, in der Übersicht meiner Vorreservationen ist es ebenfalls mit Erscheinungsdatum und dem Vermerk «Verfügbar» aufgelistet – hier könnte ich offenbar auch stornieren.
Das mache ich natürlich nicht, denn die Vorreservation war günstiger als ein normaler Kauf. Wie bei Wein zum Subskriptionspreis läuft man ja auch hier Gefahr, dass die Erwartungen untertroffen werden – da sind drei Franken Rabatt eine angemessene Risikoprämie (14 statt 17 Franken).
Aber natürlich kann der Sinn einer Vorreservation nicht sein, dass man beim Abholen gebeten wird, doch ein anderes Mal wieder vorbeizuschauen.

Mail: «jetzt verfügbar», Login: «jetzt erhältlich», Konto: «verfügbar», Download: «nicht verfügbar»

Zugegeben, am Lancierungstag waren wir selber nicht an Lager, sondern im verlängerten Skiweekend. Auf der Heimfahrt im Auto dann stieg die Vorfreude auf die Vorreservation, Kuno Lauener ist im Interview, sie spielen ein Lied in voller Länge.
Dann noch ein Tag Verzögerung, weil unser Modem die Sunrise-Zugangsdaten vergessen hat. Und jetzt, wo alles wieder läuft, ist die Enttäuschung umso grösser: trotz Verfügbarkeits-Meldungen von Apple an drei verschiedenen Orten ist nix mit neuer Musik. Egal, ob man erst auf dem Link im Mail klickt oder erst bei iTunes einloggt, ob man über das Store-Menü nach verfügbaren Downloads sucht oder die Liste der Vorreservationen überprüft, der Misserfolg bleibt der gleiche.

Nun habe ich Apple eine Support-Anfrage geschickt und warte gespannt auf die Antwort* – das digitale Lager wird ja kaum leer sein. Aufgrund von Foren-Einträgen mache ich mir nicht allzu grosse Hoffnungen auf eine baldige Antwort.

Inzwischen würde es mich natürlich interessieren, ob Andere ähnliche Erfahrungen mit Vorreservationen bei iTunes in der Schweiz gemacht haben?

*Update: Apple entschuldigt sich rasch und kulant

Meine Befürchtungen von wegen Reaktionszeit waren unbegründet – innert weniger Arbeitsstunden hat sich ein Mitarbeiter des iTunes Store Customer Support per E-Mail gemeldet. In nicht ganz lupenreinem Deutsch, aber überfreundlich entschuldigt er sich für den Fehler und informiert detailliert über «3 Titel Gutschriften», die er für mich «bereit gestellt» hat.

Überfreundliche E-Mail-Nachricht vom iTunes Customer Support

Vorbildlich: Der iTunes-Mitarbeiter gesteht den Fehler ein und informiert ausführlich über die Gutschrift als Entschuldigung.

Und tatsächlich: iTunes zeigt oben rechts die drei Gutschriften neben dem Frankenguthaben an. Ich kaufe drei Titel aus dem Züri-West-Album, wobei sich der Preis zum Vervollständigen jeweils entsprechend reduziert. Am Schluss kaufe ich alle noch fehlenden Titel für 10 Franken und  40 Rappen. Fair finde ich. Und – von der Rechtschreibung abgesehen – vorbildlich gelöst. Und die spielt hier zur Abwechslung einmal wirklich keine Rolle.

Funktion Vorreservation deaktiviert?

Die Vorreservation konnte ich danach nicht mehr rückgängig machen, sie war schon gelöscht (sei es durch den Kauf oder durch den iTunes-Mitarbeiter). Ob Apple die offenbar fehleranfällige Funktion nun ganz deaktiviert hat, entzieht sich meiner Kenntnis, es ist aber zu hoffen, dass sie nach Korrektur und Testing zurückkommt. Ich würde es jedenfalls nochmals probieren.

 

Das BusinessSchwein stellt die Social-Media-Falle

Durch mein Haupt-Twitterkonto bin ich auf eine ziemlich ausgefeilte Methode aufmerksam geworden, wie man Leute nicht nur auf sich aufmerksam macht, sondern möglichst viele auch noch auf  die eigene Homepage lockt. Derjenige, der diese Social-Media-Falle gestellt hat, fand damit innert zwei Monaten über 1650 Follower, während er selbst knapp 1900 Twitterern folgt. Das scheint mir eine beachtliche Quote zu sein (87%), auch wenn es unseriöse Twitterer mit höherem Prozentwert bei noch mehr Followern gibt – die werden wohl ab und zu ausmisten.

Wichtiger Hinweis: Anlass zu diesem Artikel gab der Twitter-Benutzer @BusinessSchwein, den ich auf Anhieb für einen gewöhnlichen Twitter-Spammer hielt, der mich via seine Homepage zu dubiosen Angeboten führt – womöglich sogar eine fiktive Person. Dieser Artikel dokumentiert, wie sein Auftreten und indirekt das seiner Geschäftspartner auf mich gewirkt hat. Zu meiner Überraschung hat sich das BusinessSchwein alias Friedrich Pfafenrot zu Wort gemeldet und war selbst nach der Publikation dieses nicht gerade freundlichen Artikels zur Diskussion bereit; beachte darum unbedingt auch die kontroversen Kommentare, damit du dir selbst ein Urteil bilden kannst! [Update 8.3.2011]

Wie man die Zahl seiner Follower erhöhen kann

Hier nun also die Bauanleitung für die Falle, mit der man Twitter-User fängt:

Das BusinessSchwein spricht mit mir.

Das BusinessSchwein spricht mit mir.

  1. Suche ein möglichst abstossendes Bild, z.B. auf Fotolia und verwende es für das Twitter-Konto.
  2. Wähle dazu einen provokativen Benutzernamen, z.B. BusinessSchwein.
  3. Statt Vorname und Name gib Wörter ein, die zusammen mit dem Benutzernamen einen – wiederum möglichst unkonventionellen – Sinn ergeben, z.B. «Extrem hässliches [vollständiger Name] BusinessSchwein [Benutzername]».
  4. Im Twitter-Profil erfasse eine Biographie, die nach harmlosem Neuling klingt, der sich für ein aktuelles und doch breites Thema wie «Social Media Marketing» interessiert und dabei die Ambition hegt, zum Experten zu werden.
  5. Integriere eine Handlungsaufforderung in die Biographie: Werde Follower und begleite mich! Damit ist die Bio fertig und klingt etwa so: «Extrem hässliches Schwein steigt ins Social Media Marketing ein, hat aber null Ahnung davon! Sei sein Follower u begleite ihn auf dem Weg zum Social Media Guru!»
  6. Erfasse einen ersten Tweet, der deine Ambitionen belegt.
  7. Folge wahllos allen Twitterern, die du finden kannst, z.B. via Twittersuche.
  8. Wenn du genügend Follower hast, bist du bereit für weitere Tweets: einen mit Link auf die Beta-Version deiner Homepage und einen mit dem Versprechen «Geld verdienen», mit einem Werbelink, an dem du selbst verdienst.
  9. Weitere Affiliate-Links, bei denen du Provision kriegst, kannst du auf deiner Homepage anbringen, dann sieht dein Twitter-Konto nicht so nach Spam aus.
  10. Fertig* – Das ganze geht natürlich schneller, wenn man sich bereits früher ein entsprechend auffälliges Pseudonym zugelegt hat, z.B. als Verkäufer auf einem Online-Marktplatz, als Autor eines E-Books oder als Mitglied in einem Forum. Dann braucht man dieses nur noch sinngemäss zu adaptieren.

Die Twitter-Falle funktioniert nach dem guten alten AIDA-Prinzip

Die Twitter-Nutzer, denen man neu folgt, erhalten eine Nachricht im Sinne von «Extrem hässliches BusinessSchwein folgt dir auf Twitter», daneben das abstossende Bild in Kleinstversion – wer wird da nicht neugierig und schaut nach, wie hässlich die Sau nun wirklich ist? In der Biographie erblickt man dann ein Thema, das interessant ist – weil es beim derzeitigen Hype fast jeden interessieren muss – und darf die Hoffnung hegen, später einmal von diesem Kontakt zu einem zukünftigen Experten zu profitieren. Unbedarfte User folgen dann der Aufforderung und werden Follower. Und weil der Name nicht verraten wird, schauen Neugierige gleich noch kurz auf der Homepage, ob der Name dort steht, schliesslich interessieren sich Menschen immer für Menschen. Das Funktionsprinzip ist jedem Werber bekannt: AIDA – Attention, Interest, Desire, Action.

Warum Falle und nicht Marketing-Trick?

Nun wäre diese Masche ja so übel nicht, wären da nicht die erwähnten Affiliate-Links des Schweins: Sie führen allesamt zu Seiten, die einzig dem Zweck der Bauernfängerei dienen, indem sie Unmögliches versprechen und die geistig Armen, die den Mist glauben, abzocken wollen. Wer z.B. bei ilead24.com voll «profitieren» will, zahlt erst einmal knapp 2500 Euro ein. Und ist dann Teilnehmer an einem möglicherweise illegalen Schneeball-System, in dem mit den Adressen der Teilnehmenden gehandelt wird.

*Hinweis zur Bauanleitung: Dies ist kein Praxisbericht, sondern eine indizienbasierte Rekonstruktion. Die Beispieltexte stammen vom Fallensteller BusinessSchwein, den es wirklich gibt. Nun bin ich aber nicht sicher, welcher Art das BusinessSchwein zuzurechnen ist:

Armes Schwein? Dies legt die noch nicht ganz fertige Homepage nahe: gehörlos, Augenklappe, aus der Not selbständig geworden.

Nicht reiches Schwein? Neben der Biographie spricht dafür das E-Book, das noch keine einzige Bewertung hat, derzeit verschenkt wird, und somit wohl kaum je in nennenswerten Stückzahlen verkauft wurde. Ein Indiz gegen Reichtum ist auch der angegebene Jahresumsatz während der Selbständigkeit mit aufgemöbelten Laptops und Spielkonsolen auf E-Bay von 120’000 (oder doch nur 120’00 ?) Euro – da blieb bestimmt nicht viel hängen.

Dummes Schwein? Vielleicht selber an die vollmundigen Versprechungen geglaubt, in den Multi-Level-Sumpf geraten, Geld verloren?

Wir haben uns auf Twitter unterhalten und @BusinessSchwein hat mir angeboten, Fragen hier zu diskutieren. Aaaaalso :

  1. Wollen wir uns wirklich siezen? Ich duze sonst jeden hier.
  2. Kein schlechtes Gewissen, die Leute so zu „linken“?
  3. Welches Schweinerl wären’s denn gern?
  4. Was hat ausser 1650 Followern bis jetzt herausgeschaut?
  5. Wie viele Fehler gibt es in meiner Bauanleitung?